Festina Lente
Abstrakt
Eine interaktive, choreografische Installation.
Anmerkung
Wer ist Publikum? Wer ist Akteur?
An diesem Abend sind die Grenzen fließend. Hier sind es die Zuschauer, die den Tänzern die Impulse geben und sie in Bewegung setzen. Das Publikum kann sich frei im Raum bewegen und dirigiert nach einer kurzen Einweisung Rhythmus und Fortgang des Geschehens. Auf den ersten Blick ist es ein einfaches Spiel. Eine Choreografie, bei der sich die Tänzer in die Hände der Zuschauer begeben. Oder verfolgen die Tänzer ein ganz anderes Ziel?
LA DÉPÊCHE, NORMANDY
„Festina Lente ist eine magische Choreographie, die den Zuschauer zuhören lässt, sich gegenseitig wahrnehmen und dann gemeinsam verzaubert werden durch den Rhythmus des Tanzes. Es fühlt sich an als beginne eine neue Geschichte mit jedem Mal von vorne.”
TANZ RAUM BERLIN
„Choreografierte Kritik, so viel bleibt jedoch festzuhalten, ist mit einem grundlegenden Widerspruch konfrontiert: Jede Inszenierung, die den Theaterapparat bedient, bestätigt immer schon die gesellschaftliche Ordnung, gegen die sie rebelliert. Und doch kann Tanz auf sanfte Weise subversiv werden.”
Presse
Tanzraum
„Choreografierte Kritik, so viel bleibt jedoch festzuhalten, ist mit einem grundlegenden Widerspruch konfrontiert: Jede Inszenierung, die den Theaterapparat bedient, bestätigt immer schon die gesellschaftliche Ordnung, gegen die sie rebelliert. Und doch kann Tanz auf sanfte Weise subversiv werden, wie zum Beispiel die von Malgven Gerbes und David Brandstätter inszenierte Performance "Festina Lente – Make haste Slowly” (2013) erweist. Die Zuschauenden sind hier am Rande der Bühnenfläche verteilt und versuchen, laut bis 100 zu zählen. Währenddessen bewegen sich die Tanzenden im Raum und reagieren auf die Zahlenrufe wie auf Bewegungsimpulse.
Bei doppelter Ziffernnennung heißt es für die Zuschauer: Zurück auf Anfang. Das Zählen beginnt von vorn – mit offenem Ende. Derartige Begegnungsräume erzeugen sowohl bei den Zuschauenden als auch bei den Tanzenden produktive Fragen: Wie möchte ich auf meine Mitzuschauer reagieren? Bleibe ich passiv und beobachte die Bewegungen – oder will ich aktiv an deren Entstehung teilhaben?
Dieser Aspekt ist bei der Frage nach dem Politischen im Tanz entscheidend: Die Verantwortung für die eigene politische, gesellschaftskritische haltung liegt im Bereich eines jeden Teilnehmenden. Zu handeln, zu intervenieren und aktiv mit zu gestalten, fängt weder zwingend beim Tanzenden an, noch hört es beim Zuschauenden auf. in den sich kreuzenden Blicken beider Seiten entsteht vielmehr eine Gemeinschaft auf Zeit, die immer wieder neu verhandelt werden will.
Die Gefahr ist groß, dass das Gefälle der Blicke in Voyeurismus und selbstzentrierte Zurschaustellung umkippt. Doch genau dieses Bedrohte des Blickkontakts ist der Moment, der Verantwortung befördert: Sich den Blicken des Anderen auszusetzen und den Anderen in seinem Anderssein anzusehen, wird zur Keimzelle eines in Ansätzen gelingenden gesellschaftlichen Miteinanders. in der Wahrnehmung wird Tanz politisch.”
Zitty Berlin
„Alles mal etwas ruhiger angehen, sich eine Auszeit nehmen. Das klingt heutzutage fast utopisch.
Die Künstlergruppe shifts, 2007 gegründet von Malgven Gerbes und David Brandstätter, gibt in ihrer Tanzinstallation Gelegenheit, Muße zu probieren. Die Zuschauer verteilen sich am Rand der Bühne und sollen einzeln hintereinander laut bis 100 zählen. Rufen dabei zwei gleichzeitig dieselbe Ziffer, heißt es „Restart“ und das Zählen beginnt von vorn. Solange gezählt wird, bewegen sich fünf Tänzer im Raum. Die Zuschauer geben also durch das Zählen die impulse für die choreografieren Schritte der Tänzer, sie werden zu initiatoren der präzise komponierten Bewegungen.
Zu sporadischen Klangeinwürfen von Ruth Wiesenfeld entsteht eine facettenreiche Choreografie. Diese wirkt mitunter so einladend träumerisch, dass zwischendurch schon mal das Weiterzählen vergessen wird. Mit den 100 Ziffern erprobt shifts erneut das spielerische Erleben unterschiedlicher intensitäten auf körperlicher, mentaler und emotionaler Ebene. Bis zur 100 kommt man kaum. Letztlich ist das Ziel der Weg. Und dieser ist bei jeder Aufführung anders.”
Team
CHOREOGRAFIE Gerbes, David Brandstätter | TANZ, CHOREOGRAFISCHE MITARBEIT Caroline Allaire, Vidal Bini, David Brandstättter, Katarzyna Chmielewska, Malgven Gerbes, Sebastian Kurth, I-Fen Lin, Stève Paulet (5 dancer per performance) | MUSIK Ruth Wiesenfeld | LICHTDESIGN Bruno Pocheron, Ruth Waldeyer, Medhi Toutain-Lopez | DRAMATURGISCHE BERATUNG David Williams | PRODUCTIONSMANAGEMENT Katja Kettner | PRESSEARBEIT Ruth Hunsdörfer | TOURING Alix Pellet, Clémence Rey | PRODUKTION shifts – art in movement | KOPRODUKTION Le Phare – Centre chorégraphique national du Havre Haute-Normandie / direction Emmanuelle Vo-Dinh; fabrik Potsdam: Artists-in-residence; Le TRIANGLE, Cité de la Danse, Rennes; Scène Nationale Evreux Louviers | RESIDENZEN Le Dancing de la Compagnie Beau Geste; Uferstudios - Tanzfabrik Berlin | MIT DER UNTERSTÜTZUNG VON La Direction Régionale des Affaires Culturelles de Normandie, La Région Normandie, Le Conseil Général de Seine-Maritime dans le cadre du projet 1artiste - 1collège, Hauptstadtkulturfonds Berlin | EINIGE PERFORMANCES WURDEN UNTERSTÜTZT VON ODIA Normandie / Artistic Development Office of Normandy; ONDA - Office nationale de diffusion artistique; NPN Nationales Performance Netz; Goethe Institut
Performances
Festival Pharenheit : Centre Chorégraphique National du Havre Haute-Normandie direction Emmanuelle Vo-Dinh | Théâtre des Chalands en co-réalisation avec la Scène Nationale Evreux Louviers | Le Rive Gauche, scène conventionnée danse de St-Etienne-du-Rouvray | Tanznacht Berlin | Uferstudios – Tanzfabrik Berlin | Festival Made in Potsdam | Tanz Heilbronn | Festival Kunstfest Weimar | festival La Danse de tous les Sens | La Friche La Belle de Mai.